16
Sep
2015
16

BZZ Sprachkolumne 02

Liebe Leserinnen und Leser

Uff, wie bin ich erleichtert, dass mir der Einstieg in diese Kolumne geschlechtergerecht geglückt ist. Zwar hätte ich auch «Liebe Leserschaft» oder «Liebe Lesende» schreiben können, was den strengen Hütern der Gendersprache vermutlich ein zufriedenes Lächeln entlockt hätte. Ganz so einfach ist es allerdings nicht immer, beide Geschlechter sprachlich ausgewogen zu berücksichtigen. Bei den Lesenden, Mitarbeitenden, Lernenden, Teilnehmenden, Kandidierenden, Bewerbenden und Studierenden mögen sich Männlein und Weiblein gleichermassen angesprochen fühlen. Aber was – frage ich mich – wäre das konsequente Pendant zu den Schülern? Schülernde geht nicht. Etwa Schulabsolvierende? Oder Lernkräfte als Gegenstück zu den Lehrkräften? Natürlich nicht. In diesem Fall bleibt man (und frau) besser beim Bewährten Schülerinnen und Schüler. Wobei die konsequente Erwähnung beider Geschlechtsformen den Lesefluss ziemlich hemmen kann. Zum Beispiel wenn sich Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten nach Rücksprache mit Ärztinnen und Ärzten um Patientinnen und Patienten kümmern. Mein Fazit: Die geschlechtergerechte Sprache ist heute sicher wichtig und richtig, aber bitte stets mit gesundem Menschenverstand anzuwenden.

Erica Sauta, Texterin und Dozentin für moderne Korrespondenz am BZZ

Sprachseminare am Bildungszentrum Zürichsee in Horgen und Stäfa

wb.bzz.ch

 

Sprachkolumne_02

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