12
Aug
2009
8

Textrezepte 54 – interne Richtlinien kommunizieren

Interne Regeln zu kommunizieren und durchzusetzen braucht viel Fingerspitzengefühl. Während der Befehlston provoziert, schaffen zu schwammig formulierte Anweisungen nur Verunsicherung. Klare, bestimmte und dennoch freundliche Formulierungen sind gefragt. Ein paar Beispiele:

1) Rauchsignale

Geschätzte Mitarbeitende

In den vergangenen Wochen habe ich festgestellt, dass die Rauchpausen immer länger werden. Unsere interne Richtlinie sieht jedoch vor, dass sich Raucherinnen und Raucher die offiziellen Pausenzeiten (15 Min. am Vormittag, 30 Min. am Mittag und 15 Min. am Nachmittag) individuell in kurze Rauchpausen einteilen dürfen. Was am Anfang gut funktioniert hat, scheint nun aus dem Ruder zu laufen. Die Pausenzeiten werden deutlich überschritten. Im Sinne einer Gleichbehandlung von Rauchern und Nichtrauchern appelliere ich an die Fairness der Raucherinnen und Raucher und ersuche diese dringend, die Zigarettenpausen im dafür vorgesehenen Aufenthaltsraum auf ein Minimum zu beschränken und kurz zu halten. Sie helfen damit zu verhindern, dass ich eine neue, strengere Richtlinie einführen muss. Besten Dank für Ihr Verständnis.

2) Parkplatzbenützung

Liebe Mitarbeitende

In letzter Zeit häuften sich Klagen von Kunden, wonach sie keinen freien Parkplatz vor dem Haus gefunden hätten. Deshalb rufe ich in Erinnerung, dass die Parkplätze Nr. 1 bis 7 den Kunden vorbehalten sind. Wir können es unseren Besuchern nicht zumuten, Ehrenrunden im Quartier zu drehen. Ich bin sicher, dass Sie das einsehen. Bitte halten Sie sich deshalb unbedingt an diese Weisung, weil wir andernfalls unangemeldet parkierte Fahrzeuge abschleppen lassen müssten. Vielen Dank an alle.

3) Küchenbenutzung

Geschätzte Mitarbeitende

In unserer Küche soll man gemütlich einen Kaffee trinken oder eine Kleinigkeit zu sich nehmen und sich entspannen können. Derzeit ist das unmöglich, denn in letzter Zeit stapelt sich gebrauchtes Geschirr und im Kühlschrank gammeln Lebensmittel vor sich hin. Damit sich alle wieder wohlfühlen können, bitte ich um die Einhaltung folgender «Küchenregeln»:

1. Stellen Sie gebrauchtes Geschirr in den Geschirrspüler und schalten Sie die volle Maschine ein.
2. Entsorgen Sie verdorbene Lebensmittel rechtzeitig.
3. Reinigen Sie die Kochplatte und die Küchenabdeckung, wenn Sie diese gebraucht haben.

Herzlichen Dank an alle und weiterhin «en Guete»!

4) Private Nutzung des Internets

Liebe Mitarbeitende

Wie Sie alle aus unserer internen Betriebsordnung wissen, ist die private Nutzung des Internets in unserem Unternehmen «in massvollem Umfang» erlaubt. Nun scheint der «massvolle Umfang» ein dehnbarer Begriff zu sein. Es ist verschiedentlich zu Auswüchsen gekommen, die ich nicht mehr tolerieren kann. Bevor ich eine Zugriffsbeschränkung initialisiere, ermahne ich Sie noch einmal zu einem vernünftigen Umgang mit dem Medium Internet. Sie alle kennen mich als Vorgesetzten, der nicht gerne den Drohfinger erhebt. Sollten sich die Auswüchse allerdings in nächster Zeit nicht normalisieren, müsste ich dennoch zum Mittel der Zugriffsbeschränkung greifen. Bitte helfen Sie im Sinne aller mit, das zu verhindern. Besten Dank.