BZZ Sprachkolumne 03
Verbale Ohrfeigen
«Ich bin vom 19. – 30.10.2015 abwesend und habe keinen Zugriff auf meine Mailbox. Während meiner Abwesenheit werden Ihre Mails weder gelesen noch bearbeitet.» Autsch. Wenn mir anstelle der erwarteten Antwort auf meine E-Mail eine solche oder ähnliche verbale Klatsche entgegenschmettert, schlucke ich zunächst einmal leer und reibe mir im Geiste die Wange. Eigentlich ist man ja schon genug bestraft, wenn man mit seinem Anliegen zur falschen Zeit an die richtige Stelle gelangt ist – da braucht’s keinen zusätzlichen Dämpfer. Fakt ist aber: Viele Abwesenheitsmeldungen sind unfreundlich bis abweisend formuliert und lassen es an Höflichkeit missen. Dabei ginge es auch anders. Wie wär’s zum Beispiel damit: «Guten Tag und vielen Dank für Ihre Nachricht. Derzeit geniesse ich die goldenen Herbsttage. Ab dem 1. November bin ich mit neuem Elan wieder für Sie da. Ihre E-Mail bleibt bis dahin in meinem elektronischen Briefkasten.» Klingt doch sympathischer, nicht wahr? In diesem Sinne wünsche ich schöne Ferien und möglichst wenige verbale Ohrfeigen.
Erica Sauta, Texterin und Dozentin für moderne Korrespondenz am BZZ
Sprachseminare am Bildungszentrum Zürichsee in Horgen und Stäfa
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